Freifunk Installationen erhalten, montieren, betreiben – so arbeiten wir zusammen

Der Vorstand des Freifunk Nordhessen e.V. v.l. Martin Riese, Andreas Schad, Mirsad Nadarevic, Benjamin Willers, Daniel Rippen, Andreas Ditze, es fehlen noch Daniel Bindbeutel, Jörg Balzer und Christoph Ostrowski.

Unser Verein stellt vom einfachen Accesspoint bis hin zur komplexen Richtfunkinstallation allerlei WLAN-Technik und Know How der Allgemeinheit zur Verfügung. Und damit die Geräte erfolgreich in den Einsatz gebracht werden können, braucht es vor Ort engagierte Helfer, die Kabel anschließen und Dübel setzen. In diesem Beitrag berichten wir, wie so etwas vonstatten gehen kann.

Schritt 1: Kontakt aufnehmen

Die Zusammenarbeit beginnt damit, dass vor Ort jemand den Bedarf erkennt, dass dort WLAN benötigt wird. Häufig kommt dieser Impuls von Städten und Gemeinden, Vereinen, Kirchen und natürlich aus den Reihen unserer Mitglieder sowie gelegentlich auch von Privatpersonen. So oder so – wir freuen uns über jeden, der das offene Bürgernetz unterstützt. Kontakt zum Verein können Sie über das Unterstützungsformular hier mit uns aufnehmen.

Schritt 2: Anforderungen klären

Schwimmbad, Kulturhaus, Jugendclub, Dorfplatz oder Burgruine – Freifunk kommt immer dort zum Einsatz, wo Menschen schnell und unkompliziert ins Netz gebracht werden sollen. Die Installationen haben dabei häufig recht eigene Anforderungen: geht es um sehr viele Nutzer? Müssen die Geräte an einem Mast hängen? Ist überhaupt ein Internetanschluss vor Ort vorhanden?

In den allermeisten Fällen bittet der Vereinsvorstand ein lokales Mitglied, die Anforderungen vor Ort zusammen mit dem Anfrager zu klären. Für gewöhnlich ist nach diesem Termin klar, welche Geräte und technischen Voraussetzungen zu besorgen sind, damit Freifunk eingeführt werden kann.

Beispiel Schwimmbad: Planung

Eine Gemeinde betreibt ein Freibad im Außenbereich, dass mit WLAN erschlossen werden soll. Ein Telefonanschluss ist zwar vorhanden, der Internetanschluss ist jedoch zu schwach, um zuverlässig mehr als 5 Gäste gleichzeitig ins Netz zu bringen. Einen besseren Anschluss legen zu lassen, ist für die Gemeinde zu teuer. Die Gemeinde äußert die Befürchtung, dass bei der WLAN Installation auch mit Vandalismus zu rechnen ist.

Einer der Vorstände des Freifunk Nordhessen e.V. trifft sich mit dem zuständigen Vertreter der Gemeinde vor Ort. Sie begehen das Grundstück und verständigen sich darauf, ausreichend Internet per Richtfunk aus einem 2 Kilometer entfernten Feuerwehrhaus “einzufliegen”. Das Feuerwehrhaus wird bei diesem Termin ebenfalls kurz besichtigt.

Schritt 3: Kostenschätzung

Im Nachgang zur Begehung spricht der Verein eine Empfehlung aus, mit welchen Gerätschaften die Anforderung der Gemeinde gelöst werden kann. Der Verein selbst verkauft keine Hardware. Allerdings arbeiten wir mit der Firma Netzconcepte zusammen, einem langjährigen Partner, der die von uns unterstützten Geräte vorrätig hält, zu fairen Preisen anbietet und bei Reklamationen und Garantiefällen unkompliziert handelt.

Wo auch immer Sie die benötigte Hardware bestellen: wichtig ist, dass die Geräte am Ende zunächst beim Verein ankommen. Dazu benennen wir im Rahmen der Abwicklung einen Ansprechpartner, der die Geräte für Sie softwaremäßig einrichtet und bei Supportfällen zur Verfügung steht.

Schritt 4: Rechtliche Voraussetzungen

Freifunk ist zwar frei von Passwörtern, aber nicht frei von Kosten. Insbesondere der Datenverkehr und die benötigten Rechenzentrums-Server wollen unterhalten werden. Mit Städten und Gemeinden, Landkreisen oder auch Regierungspräsidien schließen wir daher Rahmenverträge ab, die regeln, welche Kosten durch unsere Leistung entstehen. Bei stadtweiten Installationen nehmen wir Stand heute (6/2023) mindestens 20€ pro Gerät und Jahr, dass durch den Verein softwaremäßig betreut wird. Bei größeren Installationen (z.B. Flüchtlingsheime, Erstaufnahmeeinrichtungen) hängt der Tarif von der Größe der Einrichtung ab. Firmen oder Vereine, die außerhalb von Rahmenverträgen mit uns zusammenarbeiten, werden für gewöhnlich Fördermitglieder beim Verein.

Schritt 5: Technische Voraussetzungen

Neben der Anschaffung der Hardware zählt zu den technischen Voraussetzungen, dass die Verkabelung vor Ort von Ihnen erledigt wird. In der Regel bedeutet dies, dass Netzwerkkabel von einem zentralen Punkt aus dorthin gezogen werden müssen, wo die WLAN-Accesspoints und Richtfunkgeräte montiert werden sollen. In der Regel wurde dies bereits im Rahmen der Begehung geklärt.

Im einfachsten Fall muss einfach nur ein fertig konfektioniertes Kabel angeschlossen werden – bei komplexeren Installationen muss eventuell auch mal eine Netzwerkdose neu gesetzt werden. Diese Arbeiten übernimmt grundsätzlich der, der den Verein um Unterstützung bittet. Der örtliche Bauhof, ein lokaler Elektriker und mitunter auch ein paar motivierte Helfer aus dem Vereinsumfeld lösen solche Probleme in der Regel recht zuverlässig.

Beispiel Schwimmbad: Umsetzung

Die Begehung mit dem Verein ist erfolgreich gewesen. Der Freifunk Nordhessen e.V. sprach eine Empfehlung für die anzuschaffende Hardware aus, die die Gemeinde vollständig umgesetzt hat. Die neue Hardware wurde direkt zum Verein gesandt, sodass der zuständige Ansprechpartner die notwendige Softwarekonfiguration vornehmen konnten. Parallel zur Bestellung vereinbarte der Bürgermeister der Gemeinde mit dem Verein den Kooperationsvertrag, aus dem hervorgeht, dass die Freifunk Geräte im Gebiet der Gemeinde von dieser kostenmäßig getragen werden – konkret reden wir hier von 20 Euro pro Gerät und Jahr. Im Falle des Schwimmbades mit Anschluss an die Feuerwehr stehen konkret 6 Geräte auf dem Deckel: 3 Accesspoints und ein Richtfunk-Router für das Schwimmbad sowie 1 Accesspoint und 1 Richtfunk-Router für die Feuerwehr – sie bekommt sozusagen im Vorbeigehen ebenfalls noch einen WLAN-Zugang spendiert.

Der zuständige Ansprechpartner bereitet die Geräte für die Endmontage vor. Anstatt komplexe Montageanleitungen zu verwenden, vereinfachen wir den Prozess im Verein durch die Verwendung von Farbcodes. Die Installateure vor Ort – egal ob Bauhof, Elektriker oder Vereinsmensch, müssen lediglich Kabel passend zu den Farbmarkierungen einsetzen. Grün auf Grün, Rot auf Rot, Gelb auf Gelb – und so weiter. Die Praxis zeigt: mit diesem Konzept können selbst größere Installationen komplett “fachfremd” in Betrieb genommen werden. Das spart kosten und sorgt bei allen Beteiligten automatisch für ein gewisses Community Feeling.

In der Bildergalerie sieht man die Vorbereitung einer typischen Installation. Am Router (schwarzer Kasten mit 3 farbigen Aufklebern) kommen alle Geräte zusammen. Von hier aus werden die Accesspoints angebunden sowie – in diesem Fall – eine Richtfunkverbindung und ein lokaler Internetanschluss (z.B. Fritzbox). Im Falle der Schwimmbadinstallation würde der Router standardmäßig die Daten per Richtfunk versenden. Sollte der Richtfunk ausfallen, würde er automatisch auf den schwächeren LAN-Anschluss wechseln. Zur Sicherheit sei es hier nochmal erwähnt: egal ob die Daten per Richtfunk oder LAN ausgeleitet werden, am Ende landet der Datenverkehr immer beim Verein, über den er ins Internet gelangt. Über die IP Adresse der Fritzbox des Schwimmbads oder der Feuerwehr gelangt der Datenverkehr ausschließlich zum Verein – und niemals direkt ins Internet.

Schritt 5: Betriebsphase

Auf jedem unserer Geräte steht ein Zahlencode, mit dem es eindeutig identifiziert werden kann. Wenn Geräte vor Ort ausgebracht worden, ist es gute Praxis und Bestandteil des Kooperationsvertrags, dem Verein zu melden, welches Gerät wo zu finden ist. Damit einher geht auch, einen lokalen Ansprechpartner vor Ort zu benennen, der im Zweifel Zugang zum Gerät verschaffen kann – falls es beispielsweise aufgrund einer Störung ersetzt werden müsste. In der Regel erfolgt dieser Austausch direkt zwischen dem Monteur vor Ort und dem Ansprechpartner des Vereins.

Vertragsgemäß meldet sich der Verein dann jeweils zum Jahresende bei seinen Vertragspartnern mit einer Jahresrechnung. In dieser wird ausgewiesen, wie viel Geräte im laufenden Jahr in der Betreuung waren – für diese fällt dann die jährliche Betreuungspauschale an. Stichtag für die Zählung ist der 1. November.

Gut zu wissen: innerhalb des Vereins arbeiten wir nach einem stark standardisierten Prozess beim Ausrollen neuer Geräte. Sollte der Ansprechpartner vor Ort – aus welchen Gründen auch immer – ausfallen, sind wir so organisiert, dass wir die Bestandsinstallation auf der Basis unserer Dokumentation weiterführen bzw. an einen neuen Ansprechpartner übertragen können.

Ausblick

Während der Betriebsphase sind wir für die Überwachung und softwaremäßige Wartung der installierten Geräte verantwortlich. Wir überwachen die Geräte regelmäßig auf mögliche Probleme und führen bei Bedarf Wartungsarbeiten durch. Den Status sämtlicher unserer Geräte veröffentlichen wir stets aktuell auf unserer Freifunk Nordhessen Karte.

Stand 6/2023 hat der Verein ca. 560 WLAN Accesspoints in Nord- und Oberhessen ausgebracht, Tendenz stark steigend. Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, plant der Verein, die Anzahl der Accesspoints in den kommenden Jahren weiter zu erhöhen – dafür suchen wir stets nach weiteren kommunalen und regionalen Partnern.

Digitale Resilienz

Mit unserer Technik schaffen wir nicht bloß “einfach WLAN” vor Ort. Die von uns verwendete Software unterstützt vor allem die digitale Resilienz der Regionen, indem sich benachbarte Geräte automatisch miteinander verbinden.

Stellen Sie sich unsere Technik vor wie ein Netzwerk von Nachbarn, die sich gegenseitig helfen. Es geht nicht nur darum, ein offenes WLAN vor Ort zu haben. Unsere Software stärkt die digitale Widerstandsfähigkeit, indem sie benachbarte Geräte dazu bringt, wie gute Nachbarn miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig zu unterstützen.

Wenn ein Gerät aus irgendeinem Grund die Verbindung zum Internet verliert – sagen wir, der Hund hat das DSL-Kabel zernagt – dann ist das kein Problem. Die benachbarten Geräte im Netzwerk helfen aus und stellen die Verbindung wieder her, fast so, als hätte der Nachbar ein Ersatzkabel vorbeigebracht.

Aber es geht noch weiter: Unsere Technologie kann sogar ganze Regionen online halten, wenn größere Probleme auftreten. Stellen Sie sich vor, bei Bauarbeiten wird ein zentrales Glasfaserkabel beschädigt oder ein Internetanbieter muss wegen eines Cyberangriffs den Betrieb einstellen. In solchen Fällen wäre normalerweise eine große Anzahl von Menschen vom Internet abgeschnitten. Aber dank unserer Technik, die wie ein gut vernetztes Nachbarschaftsnetzwerk funktioniert, bleiben die Menschen online. Sie halten zusammen und teilen ihre Verbindungen, um die digitale Gemeinschaft am Laufen zu halten.

Das ist der echte Wert unserer Arbeit – wir sorgen dafür, dass die Menschen, unabhängig von einzelnen Ausfällen oder größeren Störungen, immer miteinander verbunden bleiben können.

Sie haben noch Fragen? Sie wollen mit dem Verein in Kontakt treten? Sehr gerne. Unsere regionalen Ansprechpartner finden Sie hier. Den Vorstand erreichen Sie per E-Mail unter .

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