Freifunk in Kirchen: Technologie trifft Gemeinschaft

In einer Zeit rasanter Digitalisierung eröffnen sich auch für kirchliche Gemeinden neue Möglichkeiten der Vernetzung und Gemeinschaft. Freifunk, eine Initiative für offene Netzwerke, bietet Kirchen eine Chance, sich als Orte der Begegnung im digitalen Zeitalter zu positionieren. Dabei steht nicht die Technologie im Vordergrund, sondern die Idee der Gemeinschaft und des Teilens.

Wirkung von Freifunk in Kirchen

Freifunk steht für Offenheit und Gemeinschaft. Durch ein offenes Netzwerk können Gemeindemitglieder und Besucher gleichermaßen von einem einfachen Internetzugang profitieren. Dies fördert den Austausch und die Kommunikation, sei es vor oder nach dem Gottesdienst, bei Gemeindefesten oder anderen Veranstaltungen. Es eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für die Kirchenleitung: Die Predigt kann beispielsweise digital unterstützt direkt vom Tablet kommen, Musik kann direkt aus dem Internet abgespielt werden und der Gottesdienst könnte sogar live ins Internet übertragen werden, sodass Menschen von überall teilnehmen können.

Zudem erweitert Freifunk die Möglichkeiten für kirchliche Veranstaltungen. Kirchenkonzerte, Bildungsangebote oder Gemeindefeste können digital begleitet und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es geht hierbei nicht um den Ersatz traditioneller Werte, sondern um ihre Erweiterung und Anpassung an die heutige Zeit.

Wir vom Verein Freifunk Nordhessen e.V. setzen uns für den Aufbau und die Verbreitung offener Netzwerke ein. Die Kirche, als zentraler Ort der Gemeinschaft, kann durch die Integration von Freifunk dazu beitragen, diese Netzwerke zu stärken und die Gemeinschaft auch in digitaler Form zu leben.

Die besondere Rolle von Kirchtürmen im Freifunk-Netzwerk

Kirchtürme sind seit Jahrhunderten ein zentrales Element unserer Städte und Dörfer. Sie ragen in den Himmel, bieten Orientierung und sind Zeugen unserer Geschichte und Kultur. In der heutigen Zeit können sie jedoch eine zusätzliche, bedeutende Rolle einnehmen: Als wichtige Knotenpunkte im Freifunk-Netzwerk.

Kirchtürme und Richtfunk

Durch ihre Höhe sind Kirchtürme besonders geeignet für sogenannten Richtfunk. Freifunk Nordhessen nutzt dazu eine lizenzfreie Funktechnik, bei der Daten über eine direkte Verbindung zwischen zwei Punkten gesendet werden. Denken Sie dabei an zwei Menschen auf Bergen, die miteinander durch Taschenlampen kommunizieren. Die Höhe des Kirchturms ermöglicht es, über Hindernisse wie Gebäude oder Bäume hinwegzusehen und eine klare “Sichtverbindung” zu anderen Punkten herzustellen. Dies ist besonders effizient und ermöglicht eine stabile und schnelle Internetverbindung über weite Strecken.

Mesh-Punkte und ihre Bedeutung

Ein weiterer Vorteil von Kirchtürmen ist ihre Eignung als sogenannte “Mesh-Punkte”. Vereinfacht ausgedrückt, sind Mesh-Punkte einzelne Knoten in einem Netzwerk, die miteinander kommunizieren und Daten weiterleiten. Stellen Sie sich das wie ein Spinnennetz vor, in dem jede Verbindung wichtig ist, um das gesamte Netz stabil zu halten. Ein Kirchturm kann also viele solcher Verbindungen herstellen und so dazu beitragen, das Netzwerk zu stärken und auszubauen.

Relevanz für die Gemeinschaft

Die Kirche verfügt über einzigartige Gebäude, die diesen wertvollen Beitrag zum Netzwerk leisten können. Dies ist nicht nur ein technischer Vorteil, sondern auch ein symbolischer. Es zeigt, dass die Kirche aktiv dazu beiträgt, die Gemeinschaft zu stärken und den Gedanken des Teilens und der Gemeinschaft in die digitale Welt zu übertragen. Es ist eine moderne Form der Nächstenliebe und des Dienstes an der Gemeinschaft.

Technische Voraussetzungen für Freifunk in Kirchen

Für die Einrichtung von Freifunk in Kirchen gibt es einige Dinge zu beachten.

Im Kirchturm: Ein dauerhafter Stromanschluss ist erforderlich. Hier müssen mitunter 1-2 Geräte am Kirchenbrett, meist neben der Glockenturmsteuerung, installiert werden. Öffnungen wie Sichtfenster oder Luken im Turm helfen, das Funksignal nach außen zu bringen. Die Richtfunktechnologie kann helfen, das Internet über größere Entfernungen zu übertragen, etwa von einem Kirchturm zum nächsten.

Im Kirchenschiff: Hier kann der Ubiquiti AP AC Pro eingesetzt werden. Dieses Gerät, auch Accesspoint genannt, ist eine Art “digitaler Empfangspunkt”. Stellen Sie sich den Accesspoint wie einen unsichtbaren Empfangsbereich vor, in den sich Smartphones, Tablets und andere Geräte einloggen können, um Internetzugang zu erhalten. Er ist robust und kann viele Nutzer gleichzeitig bedienen, was ihn ideal für Orte wie Kirchen macht, an denen oft viele Menschen zusammenkommen.

Kosten eine Freifunk-Installation in der Kirche

Die Kosten für eine typische Kircheninstallation in einer kleineren Kirche (2 bis 3 Geräte + Montagematerial) belaufen sich auf etwa 500€. Diese Installation kann größtenteils in Eigenarbeit nach Anleitung durchgeführt werden. Der Freifunk Nordhessen e.V. bietet hierbei vor allem Unterstützung in Form von Anleitungen, Empfehlungen und Ratschlägen. Eine der Hauptaufgaben des Vereins ist jedoch die Bereitstellung von speziellen Rechenzentrumskapazitäten. Diese sorgen dafür, dass alle, die sich in das Freifunk-Netzwerk einloggen, rechtssicher im Internet surfen können. Einfach ausgedrückt: Der Verein stellt sicher, dass alles reibungslos und sicher funktioniert, während die Gemeinschaft vor Ort die Geräte installiert und betreibt.

Neben den einmaligen Kosten für Hardware und Montagematerial fallen auch geringe jährliche Kosten an. Diese betragen (Stand 8/2023) insgesamt 20€ pro Gerät und sind an den Verein zu entrichten. Je nach Ortschaft übernimmt entweder die örtliche Kommune oder die Kirchengemeinde die einmaligen und laufenden Kosten. Hinzu kommen die Stromkosten, die jedoch nur wenige Euro pro Jahr und Gerät ausmachen.

Häufig gestellte Fragen zu Kirche und Freifunk

Warum sollte unsere Kirchengemeinde Freifunk anbieten?

Freifunk fördert Gemeinschaft und Teilen, Werte, die auch in der Kirche zentral sind. Zudem bietet es Besuchern und Gemeindemitgliedern einen modernen Service.

Ist die Einrichtung von Freifunk in der Kirche kompliziert?

Nein, die Einrichtung ist mit Anleitung gut machbar. Der Freifunk Nordhessen e.V. bietet hierbei Unterstützung und Ratschläge.

Welche Kosten entstehen für unsere Kirchengemeinde durch Freifunk?

Die Anfangsinvestition liegt bei ca. 500€ für eine kleinere Kirche. Jährlich fallen 20€ pro Gerät (Stand 8/2023) als Beitrag für den Verein an, plus geringe Stromkosten.

Wie sicher ist das Freifunk-Netzwerk für die Nutzer?

Sie ist sicher. Smartphones und andere Geräte stellen selber durch die Ende-zu-Ende Verschlüsselung sicher, dass die Datenübertragung in offenen WLANs und durch das Internet geschützt ist.

Kann die Kirchengemeinde bestimmen, welche Inhalte über Freifunk zugänglich sind?

Nein, Freifunk steht für ein offenes und zensurfreies Netz. Es wird kein Inhalt blockiert.

Welche Vorteile hat die Kirchengemeinde durch die Teilnahme an Freifunk?

Die Kirche zeigt sich modern und offen. Sie bietet nicht nur der Gemeinde, sondern auch kulturellen Veranstaltungen, Musikübertragungen, Streaming von Gottesdiensten und Predigten einen Mehrwert durch zuverlässiges Internet.

Wie steht es um den Denkmalschutz bei der Installation von Freifunk-Geräten?

Im Innenbereich sind die Geräte gut versteckbar und somit kein Thema. Im Kirchturm sind sie ebenfalls nicht sichtbar. An Fassaden sind Installationen machbar, da die Geräte farblich angepasst werden können, beispielsweise durch Airbrush.

Kann man Freifunk während des Gottesdienstes abschalten?

Theoretisch ja, praktisch ist dies jedoch nicht empfehlenswert. Würde man es abschalten, kann es auch nicht mehr für Musik, Predigt oder Streaming genutzt werden.

Wer kümmert sich um Wartung und eventuelle Probleme mit dem Netzwerk?

Die Gemeinschaft vor Ort kümmert sich um die physischen Geräte. Der Freifunk Nordhessen e.V. übernimmt die softwareseitige Konfiguration und Wartung und steht bei technischen Fragen zur Verfügung.

Wie wird sichergestellt, dass das Freifunk-Netzwerk nicht für illegale Aktivitäten genutzt wird?

Freifunk trennt das Kircheninternet vom Freifunk-Netzwerk. Nutzer haben nur Zugang zum Freifunk-Netzwerk, wodurch die Kirche rechtlich geschützt ist. Der Freifunk-Datenverkehr wird komplett über den Verein abgewickelt.

Wie kann unsere Kirchengemeinde den Freifunk Nordhessen e.V. unterstützen?

Durch aktive Teilnahme, Fördermitgliedschaft, Spenden oder die Bereitstellung von Standorten für Freifunk-Geräte.

Abschlussgedanken und Ausblick

In einer Zeit, in der Gemeinschaft und Teilen immer wichtiger werden, bietet Freifunk Kirchengemeinden die Möglichkeit, sich modern und offen zu präsentieren. Es ist nicht nur ein Service für die Gemeindemitglieder, sondern auch ein Zeichen der Gastfreundschaft für alle Besucher. In der Tradition von Sankt Martin, der seinen Mantel teilte, könnte man sagen: Sankt Martin würde sein WLAN teilen.

Für viele Menschen, die sich keinen ständigen Internetzugang leisten können, ist Freifunk ein Segen. Es ist vergleichbar mit einer Tafel, die Nahrung für diejenigen bereitstellt, die sie sich nicht selber leisten können. Freifunk bietet die Möglichkeit zur barrierefreien digitalen Teilhabe für jeden.

In verschiedenen Gemeinden haben Kirchen erkannt, wie wertvoll diese Initiative ist. Sie dienen nicht nur als spirituelle Zentren, sondern auch als Knotenpunkte, die Menschen digital verbinden. Sie werden zu Orten, an denen Gemeinschaft nicht nur durch gemeinsames Beten, sondern auch durch gemeinsames Surfen gestärkt wird.

Lassen Sie Ihre Kirchengemeinde zu einem Ort werden, an dem geteilt, Gemeinschaft gelebt und in die Zukunft geblickt wird.

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