WLAN für alle: Wie Freifunk den Kreisfeuerwehrtag 2024 unterstützte

In der Zeit vom 6. bis 9. Juni 2024 fand der Kreisfeuerwehrtag in Amönau statt. Über das Wochenende lud der Kreisfeuerwehrverband Marburg-Biedenkopf zur Delegiertentagung und die Freiwillige Feuerwehr Amönau feierte ihr 90-jähriges Jubiläum. Und erstmals war auch der Freifunk Nordhessen e.V. mit dabei.

Internet auf der grünen Wiese

Die Feuerwehrleute kamen mit einer interessanten Herausforderung auf die Freifunker zu: wie gut würde es gelingen, nahe des Sportplatzes in Amönau für eine größere Anzahl Menschen stabiles WLAN bereitzustellen? Und das – natürlich – ohne Zugang zu DSL- oder Glasfaseranschlüssen. Freifunk selbst ist am Sportplatz und an der Amönauer Grillhütte zwar verfügbar, die Technik dort ist jedoch für deutlich kleinere Anlässe dimensioniert.

Ein Eventkit des Freifunk Nordhessen e.V. – grundlegende Ausstattung für mobiles WLAN.

Der Freifunkverein hält für solche Situationen mehrere Event-Kits bereit. In diesem Kit sind mehrere leistungsfähige outdoor-taugliche WLAN Accesspoints enthalten sowie mehrere Router, allerhand Verkabelungstechnik und auch eine Starlink-Satellitenschüssel. Die Starlink-Verbindung ist das Herzstück dieses Systems. Sie ermöglicht es, Daten aus dem Internet mit rund 150 Mbit/s zu beziehen. Alles was es dafür braucht, ist etwas Strom und eine freie Sicht auf den Himmel. Beides war am geplanten Festplatz gegeben.

Übung für den Ernstfall

Die Herausforderung der Feuerwehrleute in Amönau war aus Sicht des Freifunk Nordhessen e.V. insofern eine interessante Herausforderung, weil hier die Chance bestand, einen potenziellen Ernstfall zu üben. Wir erinnern uns: in den letzten Jahren – und auch just in diesen Tagen – erleben wir immer wieder “Jahrhunderthochwasser” und andere Katastrophen, sogar Dammbrüche sind wieder ein Thema. Solche Situationen machen es gelegentlich notwendig, eine größere Menge Menschen zu evakuieren. Und mittelbar auch mit Kommunikation zu versorgen.

Grundsätzlich wird der Katastrophenschutz zwar vom Landkreis organisiert, ganz praktisch sind diese Strukturen aber tendenziell auf einzelne Geschehnisse ausgelegt – und nicht etwa darauf, dass ein ganzer Landkreis in Bedrängnis ist. Spätestens wenn die Profis anderweitig im Einsatz sind, ist die Fähigkeit zur Selbsthilfe vor Ort jedenfalls kein Nachteil. Kommunikation ist eben ein ganz praktischer Bestandteil der Daseinsvorsorge.

Unter diesem Gesichtspunkt war die Veranstaltung in Amönau durchaus realistisch: ein großes Zelt mit rund 1000qm Fläche wurde unter widrigen Bedingungen aufgebaut. Der Boden war durchweicht und am Aufbautag regnete es in Strömen – natürlich zu einem Zeitpunkt, zu dem das Zeltdach noch nicht aufgespannt war. Und inmitten dieser Schlammschlacht sollte jetzt auch das WLAN ausgerollt werden. Ein wahrlich großes Vergnügen.

Lehren aus dem Feld

Der Technik-Kommandostand: in diesem Container kam die Freifunktechnik zusammen. Auf dem Dach sieht man die Satellitenverbindung und einen WLAN Accesspoint.

Wenn Theorie auf Praxis trifft, gibt es einiges zu lernen – so auch hier. Ein großer Vorteil dieses Einsatzes war, dass es einen Technikcontainer gab, in dem die zentralen Router und technischen Versorgungseinrichtungen für die Kommunikation aufgebaut und sicher betrieben werden konnten. Ohne diesen geschützten Bereich wäre der Aufbau erheblich erschwert und das gesamte System anfälliger für Störungen gewesen.

Eine Überraschung im negativen Sinne war, dass erstmals in der Vereinsgeschichte des Freifunks eine Starlink Satellitenschüssel nach rund 3 Stunden normaler Betriebsdauer sang- und klanglos den Geist aufgab und dauerhaft den Dienst quittierte. Der Hersteller hatte zwar schnell ein einsehen und versprach, ein neues Gerät per Post zu schicken. Für die Veranstaltung wäre dies jedoch zu spät gekommen. Zum Glück hatte der Verein noch ein Gerät in Reserve. Wir lernen: Redundanz schafft Sicherheit.

Zahlen, Daten, Fakten

Rund um die Veranstaltung wurden 7 WLAN Accesspoints, 4 Router und ca. 250 Meter LAN Kabel verbaut. Der Aufbau des gesamten Setups dauerte – bedingt durch das schlechte Wetter und den Ausfall des Starlinks – relativ lange. Zusammengerechnet waren die Helfer etwas über 30 Stunden im Einsatz. Zum Glück gelang der Abbau deutlich schneller, rund 4 Helferstunden brauchte es noch, bis alle Geräte und Kabel gereinigt und sicher verstaut waren. Immerhin bleibt positiv festzuhalten: mit einer Handvoll Helfenden ist so ein System an einem Tag aufbaubar.

Das Freifunk WLAN wurde nur dezent beworben und trotzdem zahlreich genutzt.

Am Freitag nutzten in der Spitze 233 Geräte gleichzeitig das Freifunk WLAN. Am Samstagabend waren zur Spitzenzeit 411 Geräte zugleich online. Und am Seniorennachmittag am Sonntag waren es immerhin noch 149 Nutzer in der Spitze. Vergleicht man die Anzahl der registrierten Geräte und die Anzahl der vorhandenen Gäste, kann man grob von einem Verhältnis von 1 zu 3 ausgehen.

Rein aus Sicht der Nutzerzahlen wird damit auch die Frage beantwortet, ob WLAN auf einer solchen Veranstaltung sinnvoll ist oder nicht. Es wird angenommen und genutzt. Insgesamt wurden am Festwochenende über 150 Gigabyte Daten bewegt.

Engagement verbindet

Die Freifunk WLAN Ausleuchtung des Kreisfeuerwehrtags war ein gelungenes Zusammenspiel, nicht nur aus Wetters Stadtteilen. Für ausreichend Strom sorgte Kim Schmitz (Amönau). Für die Verkabelung im Zelt legten sich die Amönauer Martin Ronzheimer, Achim Lind und Herbert Wiegand ins Zeug. Das Ausbringen der Geräte übernahmen Markus Freiling (Oberndorf) und Jutta Kindzorra (Wetter). Unterstützung in Sachen Softwarekonfiguration leistete der Technikvorstand des Freifunkvereins, Daniel Rippen (Lohfelden). Die technische Leitung lag bei Andreas W. Ditze (Mellnau).

Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an alle Helfer- und Helferinnen für die tatkräftige Unterstützung, an den Freifunk Nordhessen e.V. für die Bereitstellung des Materials und an die Stadt Wetter, die mit ihrem Bekenntnis zum Freifunk die Grundlage für dieses breite Engagement gelegt hat.

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