Jetzt auch kostenloses Internet in Breuna – Freifunk macht’s möglich
Dank einer Kooperation mit dem Verein Freifunk kann jetzt an verschiedenen Stellen in der Gemeinde Breuna auf kostenfreies W-Lan zugegriffen werden.
Breuna – Immer und überall ins Internet zu kommen, das ist auch heute nicht möglich – obwohl dies viele gerne möchten oder gar auf eine gute Verbindung angewiesen sind. Privatleute quälen sich zu Hause teils immer noch mit langsamen Kupferleitungen herum und unterwegs ist der neue 5G-Mobilfunk mitunter ausgerechnet dort nicht verfügbar, wo man ihn braucht. Dazu kommt: Nicht jeder kann sich einen Tarif mit viel Datenvolumen leisten. In Breuna nimmt sich die Gemeinde dieses Problems nun an. Sie geht dazu eine Kooperation mit dem Verein Freifunk Nordhessen ein. Durch dessen Technik ist es möglich, eigentlich private W-Lan-Netze öffentlich zugänglich zu machen.
„Freifunk wurde vor 20 Jahren in Berlin gegründet. Das Ziel war, dass jeder sein Netzwerk der Allgemeinheit zur Verfügung stellen kann“, sagt Frank Fischer, Ansprechpartner für den Landkreis Kassel von Freifunk Nordhessen. Schon seit längerem bestehen in Frankenberg, Wolfhagen, Korbach und Kassel auch regionale Vereine, die sich zu Freifunk Nordhessen zusammengeschlossen haben. „Jeder kann bei uns mitmachen und unsere Software auf seinen kompatiblen Router packen“, erklärt Fischer. Die Anleitung gibt es auf der Internetseite des Vereins.
Anmeldung im W-Lan ohne Anmeldung in Portal möglich
In Nordhessen profitieren heute schon Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete von der Expertise des Vereins. Gerade hier sei ein freier Internetzugang wertvoll, da die Menschen sonst noch mehr von der Außenwelt isoliert wären, so Fischer. Und: „Das W-Lan-Symbol kennt man weltweit, ein spezielles Portal, in dem man sich erst im Netz anmelden muss, gibt es bei uns nicht.“ Zugangshürden gebe es keine: Wer einmal bei einem W-Lan mit der Kennung „Freifunk“ angemeldet war, müsse sich nicht an einem anderen Ort erneut darin anmelden. „Es funktioniert einfach“, sagt Fischer.
Bei normalen W-Lan-Hotspots sei dagegen ein sogenanntes Captive-Portal vorgeschaltet, bei dem man sich anmelden muss. Dort werden Daten über das Endgerät gesammelt, um die Nutzer identifizieren und bei Gesetzesverstößen im Internet strafverfolgen zu können. „Freifunk arbeitet dagegen ähnlich wie ein Virtual Private Network (VPN), das man in Unternehmen nutzt“, erklärt Fischer. Die Nutzer surfen also nicht mit ihrer eigenen Kennung, sondern mit der von Freifunk. „Es werden auch keine Protokolle dauerhaft auf den Routern gespeichert“, versichert der Experte. Rechtlich sei Freifunk von der Störerhaftung ausgenommen. „Damit besteht keine Gefahr, als W-Lan-Betreiber etwa wegen Raubkopien oder Hassrede abgemahnt zu werden.“
Nach den Geflüchtetenunterkünften hat sich der Verein nun zum Ziel gesetzt, die nordhessischen Kommunen bei der Vernetzung zu unterstützen. Der Vorteil: „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und daher sind die Spendenbeträge steuerlich absetzbar.“ Pro Jahr und Zugangspunkt berechnet Freifunk den Kommunen eine Gebühr von 20 Euro. „Das ist im Vergleich zu den kommerziellen Mitbewerbern sehr günstig“, betont Fischer.
Gemeinde Breuna verspricht sich Vorteile für touristische Gäste
Breunas Bürgermeister Jens Wiegand (parteilos) verspricht sich von der Kooperation einen Mehrwert für seine Gemeinde: „Ein freier Internetzugang ist auch wichtig für unsere touristischen Gäste“ In Oberlistingen sollen schon bald das DGH, die Gaststätte Zorbas und der Jugendraum an Freifunk angeschlossen sein. Im Kernort gibt es bereits mehrere Zugangspunkte, etwa im Rathaus, bei der Feuerwehr und im Schwimmbad. Alle deutschlandweiten Zugänge, darunter auch in Niederlistigen und Wettesingen, lassen sich auf einer Karte im Internet einsehen. Auch die Stadt Wolfhagen ist in diesem Jahr eine Kooperation mit Freifunk eingegangen.
Doch nicht nur die Verwaltung könne sich beteiligen: „Wir wollen auch die Vereine und Privatpersonen gewinnen, sich Freifunk anzuschließen“, sagt Wiegand. Für Privatleute und Vereine ist die Teilnahme an Freifunk komplett kostenlos, ausgenommen die Kosten für den eigenen Internetanschluss, den oft schon vorhandenen Router und den Strom.